Anja Bergener
„Die Stimme ist etwas sehr Persönliches und spiegelt die eigene Persönlichkeit wider. Man sollte sich daher dessen bewusst sein und wissen, wie man sie entsprechend einsetzen kann.“
Heute ist Anja Bergener bei uns zu Gast. Anja singt seit über 25 Jahren, ist studierte Konzert- und Opernsängerin und gibt ihr Wissen und ihre Erfahrungen als Stimm- und Gesangs-Trainerin an Redner und Sänger weiter.
Aus dem Gespräch mit Anja
Die verschiedenen Arten von Gesang:
Es gibt grundlegend verschiedene Gesangstechniken in der Musik. Wenn jemand z.B. mehr in die Pop-Richtung gehen möchte, arbeitet Anja vermehrt mit der Bruststimme, da diese den besonderen Pop-Klang ausmacht. Hingegen arbeiten Musical- und Opernsänger wiederum mit anderen Techniken, die ihren entsprechenden Klang erzeugen.
Sprach- vs. Gesangsunterricht:
Sprechen ist etwas anderes als Singen. Daher gibt es bei beidem auch verschiedene Techniken zum Üben. Von der Anatomie her ist es aber das Gleiche, da wir nur einen Kehlkopf für beides haben. Als Zauberkünstler sollte man generell unbedingt seine Stimme trainieren. Dies kann wunderbar sowohl durch Sprach- als auch Gesangsunterricht geschehen. Es sind schließlich dieselben Muskeln, dieselbe Atmung, dieselben Atemtechniken und dieselben Körperhaltungen die bei beidem geübt werden. Wer auf der Bühne steht, muss daher entscheiden, was er lieber macht, und dann das entsprechende Coaching in Anspruch nehmen.
Der Gesangsunterricht:
Es gibt spezielle Atemübungen, um die Lungenmuskulatur und alles, was damit zusammenhängt, aufzubauen. Außerdem benötigt man ein Zwerchfell-Training, da der Zwerchfell-Muskel sehr wichtig ist, um dem Sprecher eine Stütze beim Reden zu geben. Man sollte zudem verstehen, dass zu der Stimme der gesamte Körper hinzuzählt. Anatomisch gesehen beinhaltet sie natürlich nur die Stimmlippen und den Kehlkopf. Doch wenn man sich dessen bewusst ist, dass alles im Körper mitschwingt, kann man viel mehr mit seiner eigenen Stimme herumspielen und dadurch auch gesanglich oder beim sprechen erreichen.
Außerdem wird im Gesangsunterricht die Haltung korrigiert und eine gute Atmung gelehrt. Grundsätzlich ist die Stimme und alles was damit zusammenhängt ein Muskel, der regelmäßig trainiert werden muss. Um eine einfache Basis zu haben, empfiehlt Anja fünf bis zehn Stunden Gesangsunterricht am Anfang.
Höre dir hier ihre Folge an
Übertraining:
Für die Stimmbänder und den Kehlkopf ist zu viel Sprechen oder Singen ohne die richtige Ausbildung und das entsprechende Training zu anstrengend. Die Stimmbänder verdicken und können sich im schlimmsten Fall sogar leicht entzünden. Dadurch wird man heiser und bekommt oftmals sogar eine raue Stimme. Hiergegen kann man sich aber durch eine entsprechende Ausbildung und regelmäßiges Training gut vorbereiten.
Training für stumme Nummern:
Auch für Künstler mit einer stummen Nummer ist der Gesangsunterricht zu empfehlen. Denn selbst wenn man nicht spricht, hat man eine gewisse Mimik und Ausdruck im Gesicht. Im Unterricht lernt man daher auch viel über die non-verbale Kommunikation und was diese mit seinen Zuschauern macht. Außerdem entwickelt man ein Bewusstsein dafür, dass man auch wenn man stumm ist, unglaublich viel sagen kann.
Jeder kann singen lernen:
Anja ist davon überzeugt, dass jeder singen lernen kann, solange er es auch lernen möchte. Es gibt natürlich Unterschiede, da die Stimme einem genetisch bedingt bei der Geburt in die Wiege gelegt wurde. Aber man kann sie ausbauen. Das einzig Wichtige hierbei ist, dass das Interesse zum Erlernen auch wirklich da ist.
Empfehlung an ihr 18-jähriges Ich:
Anja würde ihrem 18-jährigen Ich empfehlen, sich mehr Ruhe im Alltag zu nehmen und mehr Selbstbewusstsein in sich selbst aufzubauen. Außerdem würde sie ihm mitteilen, dass die Stimme etwas sehr Persönliches ist. Man sollte sich aber nicht persönlich angegriffen fühlen, wenn jemand z.B. etwas Negatives über seine Stimme sagt. Schließlich kann man nicht allen gefallen.
Anjas Top 3
Ratschlag:
Man sollte sich darüber bewusst werden, was man alles mit seiner Stimme aussagen kann. Hiermit kann man nämlich sein Publikum auch verzaubern. Man sollte generell immer gucken, wie man sich mit seiner Stimme präsentiert.
Buch, Webseite:
Das eine Buch gibt es nicht. Man sollte grundsätzlich einfach etwas über Stimmtraining und Sprechtraining lesen.
Schlusswort:
Die Stimme ist etwas sehr Persönliches und spiegelt die eigene
Persönlichkeit wider. Man sollte sich daher dessen bewusst sein
und wissen, wie man sie entsprechend einsetzen kann.