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Thomas Fraps

„Ich habe die Zauberkunst zum Beruf gemacht, weil ich glaube, dass man die Zauberei so richtig erst in der Tiefe verstehen kann, weiterkommen kann, selber noch mehr Ideen generieren und kreativ sein kann, wenn man sich dem ganz widmet.“

Heute ist Thomas Fraps bei uns zu Gast. Thomas verbindet Zauberei mit Wissenschaft auf unterhaltsame Weise. Als gelernter Physiker und Zauberkünstler stellt er regelmäßig die Naturgesetze auf den Kopf. Außerdem ist er als Moderator und falscher Experte auf den Bühnen unterwegs.

Aus dem Gespräch mit Thomas

Kernrepertoire stetig anpassen
Ich bin eher derjenige, der evolutionär in kleinen Schritten seine Kunststücke über Jahre vorführt und so ein Kernrepertoir hat. Wobei man nicht aufhört darüber nachzudenken. Also die Gefahr ist ja dann, dass man das so automatisch abspult. Also ich versuche auch immer nach der Show noch mal zu überlegen: Was hat jetzt gut funktioniert, was weniger? Gibt es irgendwie einen Satz oder einen Moment, den man besser herausarbeiten kann? Das ist mir wichtig, auch wenn ich das schon 15 Jahre mache.

Wissenschaft und Zauberkunst verbinden
Ich verbinde gerne die Wissenschaft mit der Zauberkunst. Es gibt viele Vorführungen, bei denen ich weiß, dass vor mir Wissenschaftler oder eben technisch orientierte Menschen sitzen. Und dann kann man die da gut treffen im positiven Sinn, wenn man deren Themen im richtigen Zusammenhang gut verbindet und Special Gags nutzt. Das merken die Zuschauer dann auch und fragen mich am Ende: „Woher kennen Sie denn unsere Wörter? Sind Sie Physiker?“ Ich erschaffe dadurch eine neue Nische, indem ich wissenschaftliche Präsentation und Texte mit möglichst guten Kunststücken verbinde oder auch mal ein eigenes Kunststück erfinde und zum wissenschaftlichen Thema passend mache.

Höre dir hier seine Folge an

Weitere Gedanken von Thomas

Weniger Text ist manchmal mehr
Wenn man so viel redet wie ich auf der Bühne, dann hilft es sich darüber bewusst zu sein, was man sagt, wie man es sagt und dass man auch mal still sein muss. Wenn in der Show ein Zuschauer ein Stück Zitrone abschneidet, dann ist der Moment eine rhetorische Pause. Dann bin ich dann halt mal still und dann ist ganz automatisch der Fokus, die 10 Sekunden darauf, was der da macht und es wird automatisch verblüffender, weil man es nicht zu textet. Das sind diese magischen Momente. Und dann sind sich alle klar drüber, dass sie genau zugesehen haben und haben nicht das Gefühl, sie wurden jetzt abgelenkt durch den Text.

Kreativität als Alleinstellungsmerkmal
Ich finde jeder sollte versuchen 10, 20, 30 Prozent oder möglichst viel seiner Vorführung kreativ zu gestalten. Es ist einfach eine gute Übung, sich nicht nur mit dem zufrieden zu geben, was man kaufen kann und den Vortrag vorzuführen, der da vielleicht noch mitgeliefert wird. Und das wirkt dann einzigartig, kreativ und originell auf das Publikum und nicht wie der hundertste Zauberer, der jetzt ein Ringspiel zeigt, um jetzt mal ein Klischee zu verwenden. Ja, Kreativität, Originalität sollte man zumindest anstreben. Aber da ändert sich ja auch wahnsinnig viel in der heutigen Zeit.

Thomas Top 3

Ratschlag:
Analytisches Denktraining aus dem Studium. Also in der Physik lernt man Problemlösen, auch wenn ich jetzt keine Formeln mehr kann oder nicht als Physiker arbeiten könnte. Aber es ist eine gute Denkschule gewesen für die Kunststückkonstruktion oder Analyse von Sachen. Es hilft einem überhaupt nicht beim Vorführen. Das ist eine ganz andere Schiene, aber da würde ich sagen, das hilft mir, möglichst starke Kunststücke zu konstruieren. Plus natürlich die ganze Zaubertheorie von Tamariz, Ortiz und so weiter. Aber eben die Möglichkeit, mal analytisch in eine gewisse tiefe Probleme zu durchdenken, hilft Kunststücke gut zu konstruieren.

Buch, Webseite:
Bob Cassidy, “The Logical Disconnect”. Ich glaube, das ist jedoch nur als PDF erhältlich. Das ist mehr für Mentalisten geschrieben, aber sehr sehr interessant, wie er da seine Kunststücke konstruiert. Das ist gleichzeitig mit den Büchern von Juan Tamariz die Grundbasis Literatur, wenn man möglichst stark zaubern möchte. Also vorausgesetzt, man will Menschen wirklich stark zum Staunen bringen, ist „The Magic Way” von Juan Tamariz und auch „Five Points In Magic” ein essentielles Buch.

Schlusswort:
Bleibe neugierig. Höre nicht auf nachzudenken oder zu versuchen, original, originell und kreativ zu sein. Wenn man als Zauberkünstler/in unterwegs ist, aber auch sonst im Leben, glaube ich, dass Neugier eine Antriebskraft ist, die im Alltag hin und wieder auch mal untergeht. Egal, welches Leben man führt und welchen Beruf man hat. Aber das ist einfach wie bei einer Pflanze, die eigene Neugier zu pflegen.

Das Bild von Thomas Fraps kommt von Gerald Huber

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