
Kalibo
„Straßenzauberei ist für mich die ehrlichste Form der Magie – kein Licht, keine Bühne, nur ich und das Publikum.“
In der heutigen Folge ist Kalibo bei uns zu Gast. Wir sprechen über die Zauberei auf Land und Wasser. Denn er ist Straßenzauberkünstler und zaubert auch auf Kreuzfahrtschiffen.
Aus dem Gespräch mit Kalibo
Leben und Arbeiten auf Kreuzfahrten
Ich liebe meinen Job auf Kreuzfahrtschiffen. Er ist für mich wie „Work and Travel für Erwachsene“. Klar, es ist auch Arbeit, aber ich habe viel Freizeit und bin an unglaublichen Orten. Auf den kleinen Schiffen kennt mich das Publikum schnell, was schön, aber auch fordernd ist. Ich muss immer präsent sein, auch privat. Trotzdem genieße ich das: neue Länder, tolle Begegnungen, gute Gagen. Meine Familie ist Teil dieser Welt – meine Frau habe ich an Bord kennengelernt, meine Tochter will sogar im Tourismus arbeiten. Es ist ein Lebensstil, den ich sehr schätze.
Vorbereitung und Improvisation
Vor jeder Reise muss ich genau überlegen, was mitkommt. Oft darf ich nur 30 kg Gepäck mitnehmen, inklusive Requisiten und Kostümen. Deshalb weiß ich ziemlich genau, was wie viel wiegt. Mein Handgepäck enthält immer Material für eine Notfallshow – falls das Hauptgepäck verloren geht, wie es mir schon passierte. Ich habe gelernt, flexibel zu bleiben, zu improvisieren und mit wenig viel zu machen. Diese Fähigkeit kommt von meiner Zeit als Straßenzauberer. Dort lernte ich, minimalistisch und spontan zu arbeiten – ein Riesenvorteil, wenn man auf See plötzlich eine Show ohne Requisiten spielen muss.
Höre dir hier seine Folge an
Weitere Gedanken von Kalibo
Kalibos Weg zur Zauberei
Mit etwa 14 Jahren habe ich mein erstes Zauberbuch gekauft und war sofort begeistert. Mein erster Auftritt war zum 40. Geburtstag meiner Mutter. Als mein Umfeld alle Tricks kannte, zog es mich auf die Straße – mein erstes „Publikum“ fand ich nach der Seehundfütterung im Zoo. Von da an ging alles seinen Weg: Stadtfeste, Kleinkunst, Mittelalter. Vieles hat sich ergeben, aber ich war immer bereit, Chancen zu nutzen. Meine Stärke liegt im Sprechen, in der Interaktion – nicht in Musiknummern oder Großillusionen. Zauberei ist mein Leben – kreativ, spontan, oft chaotisch, aber mit ganzem Herzen.
Die Liebe zur Straßenzauberei
An der Straßenzauberei fasziniert mich die Ehrlichkeit. Man hat keine captive audience – wer bleibt, bleibt freiwillig. Und wer geht, hat einfach entschieden, dass es nicht reicht. Das ist brutal ehrlich, aber auch unglaublich motivierend. Ich musste lernen, Aufmerksamkeit zu gewinnen – nicht durch Lautstärke, sondern durch Präsenz, durch echtes Interesse am Gegenüber. Zudem habe ich gelernt, mit Ablehnung umzugehen. Und mit Begeisterung. Denn wenn sich ein Kreis bildet, Menschen lachen, staunen, klatschen – dann ist das pures Glück.
Kalibos Top 3
Erfolgstipp:
Ich glaube, dass wirklich alles, was ich bisher gemacht habe, mich dahin gebracht hat, wo ich bin. Ob das jetzt meine Ausbildung als Hotelfachmann war, wo ich einfach gelernt habe, mit Menschen umzugehen. Oder mein Studium, das mir eine gewisse sprachliche Eloquenz vermittelt hat. Und auch das Scheitern hat mich dahin gebracht, wo ich jetzt bin.
Buchtipp:
Die Bibel der Straßenzauberer ist natürlich „The Royal Touch von Jim Cellini“. Das ist ein ganz fantastisches Buch.
Schlusswort:
Wenn ihr auf der Straße zaubern wollt, dann Überwindet euren inneren Schweinehund, packt euch ein paar Leute ein, geht raus in den Park, nehmt euch einen Salm und eine Schere mit und dann geht’s ab.