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Michelle Spillner

„Ein Zauberkünstler muss sich besonders mit dem Status auseinandersetzen, weil er aufgrund der Tatsache, dass er zaubern kann, mit einem sehr hohen Status einsteigt. Das bedeutet, dass er mit einer großen Macht ankommt und durch den daraus resultierenden hohen Status eine besondere Ausgangssituation hat.“

Heute ist Michelle Spillner bei uns zu Gast.
Michelle ist Chefredakteurin der MZvD-Zeitschrift „Magie“ und selbst sehr aktiv auf der Bühne als Zauberkünstlerin tätig. Im Gespräch mit uns spricht sie aus dem Nähkästen über ihre Tätigkeit beim MZvD, das Thema Status auf der Bühne…

Aus dem Gespräch mit Michelle

Status auf der Bühne:
Status bezeichnet die Rangordnung einer Hierarchie, auf der man sich einsortiert. Das machen alle Menschen. Es meint allerdings nicht die gesellschaftliche Hierarchie, dass ein Arzt z.B. eine höhere Rangordnung hat als die Sprechstundenhelferin. Es geht hierbei darum, wer in einer Gruppe wen dominiert. Wer ist der Boss, wer leitet wo an, wer rettet die Gruppe, wer rennt hinterher und wer sagt, „ok, ich mache was ihr wollt“. Keine der Rangordnungen ist besser oder schlechter als die andere, sondern sie sind einfach. Auf der Bühne geht Status darum, Dramaturgie und Komik zu erzeugen. Dies ist z.B. der Fall, wenn ein Diktator auf einer Bananenschale ausrutscht. Der Diktator hat einen hohen Status und die Bananenschale, einen niedrigen. Trotzdem sagt die Bananenschale wo es lang geht. Das finden wir Menschen lustig. Es geht darum, dass eine Figur in sich gebrochen wird.

Status als Zauberkünstler:
Ein Zauberkünstler muss sich besonders mit Status auseinandersetzen, weil er aufgrund der Tatsache, dass er zaubern kann, mit einem sehr hohen Status einsteigt. Kompetenz und Macht haben jeweils einen hohen Status und zaubern zu können ist Macht. Das bedeutet, dass ein Zauberkünstler mit einer großen Macht ankommt und durch den daraus resultierenden hohen Status eine besondere Ausgangssituation hat.
Die Idee ist, dass man sich fragt, welchen Status man mitbringt und wie man dementsprechend damit umgehen sollte. Nicht nur um damit Komik und Drama zu erzeugen, sondern auch, um sich selbst eine bessere Plattform zu kreieren, um wirklich zaubern zu können. Status läuft über Körpersprache, weshalb man ihn hierüber sehr gut steuern kann.

Mit Ratschlägen richtig umgehen:

Michelle hat in ihrer Karriere vor allem gelernt, dass man sich immer selber treu bleiben muss. Man erhält viele Ratschläge, die auch oft sehr gut sind. Daher sollte man sich alles anhören und angucken, was man davon gebrauchen kann und was einem zusagt. Natürlich bekommt man aber auch Ratschläge, wo man denkt, dass dies für einen scheinbar nicht passt. Nach ein paar Jahren merkt man dann aber oftmals, dass diese Person doch recht gehabt hat. Aber wenn man an etwas glaubt und von seiner Sache überzeugt ist, sollte man daran festhalten, auch gegen alle äußeren Widerstände.
Das heißt aber natürlich nicht, dass man mit dem Kopf durch die Wand geht und alles, was man sagt, einfach durchzieht.

Man sollte schon auf andere Menschen hören, aber dabei immer auch seine eigene Intuition beachten, da man selbst am besten weiß, was man für richtig hält und was man gerne machen würde. Vieles muss man dann auch oft einfach ausprobieren und auf der Bühne zeigen. Denn man wird es nicht können, wenn man es sich nur im Kopf überlegt und zu Hause seinen Katzen zeigt.
Grundsätzlich ist Michelle davon überzeugt, dass jeder Ratschlag wertvoll ist. Wenn jemand seine Meinung zu einer Darbietung sagt, hat er sich die Mühe gemacht, darüber nachzudenken und sich etwas Passendes dafür zu überlegen. Man sollte auf alles, was man gesagt bekommt, hören und sich dann überlegen, ob man damit etwas anfangen kann und ob es einen in irgendeiner Form weiterbringt.

Michelle Top 3

Ratschlag:
Spielen, Spielen, Spielen und Üben, Üben, Üben natürlich vorher

Buch, Webseite:
Lest unbedingt „The Five Points in Magic“ von Juan Tamariz!
Ansonsten „Improvisation und Theater“ von Keith Johnstone*
„Spiele mit der Macht“ von Marion Knaths*
„Jenseits der Hierarchie“ von Johannes M. Lehner*

Schlusswort:
Nehmt nicht alles so ernst was ich sage.

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Das Bild von Michelle Spillner kommt von Sebastian KonoPIX

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