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Ingenieurwissenschaften und Zauberkunst

Die Fusion zweier Leidenschaften

Geschrieben von Daniel Dück

Im Folgenden erzähle ich dir etwas über mich und die Verbindung als Ingenieur und Zauberkünstler. Zudem gebe ich dir ein paar Techniken an die Hand, die du für deine Zauberkunst anwenden kannst, um deine Kunststücke und deine Show weiterzuentwickeln.

Die Zauberkunst begeistert mich von klein auf. Bereits mit 6 Jahren entdeckte ich die Zauberei für mich. 2008 hatte ich meinen ersten Auftritt. 2015 habe ich meine Aufnahmeprüfung zum Magischen Zirkel von Deutschland (MZvD) im ZauberSalon in Bad Oeynhausen gemacht. Über die Jahre habe ich mich und meine Show weiterentwickelt, neue Kunststücke erschaffen und viel Erfahrungen mit großartigen Menschen gesammelt. Ich freue mich sehr mit der Zauberei Menschen zu begeistern und meine Zauberkunst bei Business-Events und privaten Feierlichkeiten zu präsentieren.

Neben der Zauberei habe ich eine Ausbildung zum Industriemechaniker gemacht, das Fachabitur abgeschlossen und anschließend ein praxisintegriertes Maschinenbaustudium (eine Kombination aus Arbeit im Betrieb und dem Studium in der Fachhochschule) begonnen. 2020 habe ich das Studium erfolgreich abgeschlossen und arbeite seitdem in einer Konstruktionsabteilung.

Die Parallelen bei der Arbeit als Ingenieur und der Arbeit als Zauberkünstler sind größer, als man vielleicht denkt. Bei beiden braucht man eine gewisse Kreativität, sollte sich fachlich übergreifend auskennen, ist mit den Anforderungen und Wünschen der Kunden beschäftigt, muss Lösungen für Probleme finden und diese Lösungen umsetzen, sowie die Kosten, die Qualität und Zeit für Entwicklungen und die Herstellung im Auge behalten.

Auf die Entwicklung möchte ich gerne genauer eingehen. Ich gebe dir hier einen kleinen Einblick in die Phasen beim Entwickeln und Konstruieren, die ich im Studium gelernt habe und werde diese auf die Zauberei anwenden.

Das generelle Vorgehen beim Entwickeln und Konstruieren ist nach VDI 2221 (Norm des Verein Deutscher Ingenieure) in 4 Phasen unterteilt.

Phase 1: Planung; Phase 2: Konzept; Phase 3: Entwurf; Phase 4: Ausarbeitung

„Mit einem gut formulierten Ziel hast du bereits die Hälfte der Arbeit geschafft"

Phase 1: Planung

Du machst dir zu Beginn ein paar Gedanken, was du überhaupt möchtest. Hast du ein Problem bei einem Kunststück, dass du lösen möchtest? Willst du etwas Neues erschaffen? Was ist dein Ziel? Willst du ein neues Kunststück entwickeln? Oder eine neue Show? Bis wann willst du oder musst du fertig sein? Hast du ein Budget, das du einplanen kannst? Für wen machst du das? Für dich oder jemand anderen?

Mit einem gut formulierten Ziel hast du bereits die Hälfte der Arbeit geschafft.

Schreibe dir alle Gedanken schriftlich auf. Formuliere dein Ziel so genau, wie möglich, aber lasse dir dabei gleichzeitig eine gewisse Freiheit, indem du dein Ziel Abstrakt formulierst. Das klingt vielleicht nach einem Widerspruch, ist es aber nicht. Du solltest bei der Formulierung deines Zieles wissen, was dein eigentliches Problem ist.
Beispiel: Du willst vielleicht gar nicht herausfinden, wie du ein Kaschee besser gestalten kannst, damit es für das Publikum nicht auffällt, sondern du willst einen bestimmten Gegenstand verschwinden lassen.

Strukturiere deine Gedanken in einer Tabelle. Erstelle so zusagen eine Anforderungsliste und unterteile deine Anforderungen in „Muss“ und „Kann“ Kriterien. Also welche Kriterien musst du erfüllt haben und welche wären schön, sind aber nicht unbedingt notwendig.

Beispiel:
Muss – Kriterium:
 Die Herstellung darf nicht mehr als 150€ Kosten. 
Das Requisit muss in meinen Kofferraum mit den Maßen (X x Y x Z) für den Transport passen.

Kann – Kriterium:
 Das Requisit sollte ohne elektrische Steckdose auskommen, um unabhängig von den Auftritt-Bedingungen vor Ort sein zu können.

Der nächste Schritt ist es Informationen zu sammeln. Lese in Büchern, recherchiere im Internet, spreche mit Kollegen, sammele Informationen zu deinem Thema. Dabei ist es die Kunst, so viele Informationen wie möglich zu sammeln, aber gleichzeitig die Zeit im Blick zu behalten. Niemand hat etwas davon, wenn du dich 5 Jahre ausschließlich informierst um erst anschließend weiterzumachen.

„Finde unterschiedliche Lösungen und kombiniere diese zu Konzepten"

Phase 2: Konzept

Teile dein Problem, wenn möglich, in kleine Stücke auf. Beschäftige dich also nicht direkt mit dem großen Ganzen, sondern schaue dir die Details einzeln an. Versuche hierbei wieder, wie bereits bei der Zielformulierung zu Beginn dein Problem abstrakt zu formulieren. Versuche herauszufinden, was das eigentliche Problem ist. Dieser Schritt ist durch aus nicht einfach umzusetzen.
 Wenn dieser Schritt sich für dein Problem nicht eignet, kannst du diesen auch überspringen.

Jetzt kommen wir wahrscheinlich zum interessantesten Teil: Der Ideenfindung.
 Du suchst also für das große Problem oder die jeweiligen Stücke des Problems verschiedene Lösungen. Schreibe oder skizziere mögliche Lösungen auf. Aber bewerte deine Lösungen noch nicht, sammele zuerst.

Hier sind ein paar Methoden, die du anwenden kannst, um Lösungen zu finden:

  • Klassisches Brainstorming (Alleine, aber auch mit Kollegen)
  • Mind-Mapping
  • Analyse von Veröffentlichungen (Wie haben andere so ein Problem gelöst? Sowohl in der Zauberei als auch außerhalb der Zauberszene?)
  • Variation von Grundprinzipien
 (Um etwas verschwinden zu lassen, musst du vielleicht nicht unbedingt deinen Gegenstand verschwinden lassen, sondern etwas anderes erscheinen lassen, dass deinen Gegenstand überdeckt z.B. „Black Art“)

Wenn du verschiedene grobe Lösungen erarbeitetet hast, kannst du diese jetzt zu verschiedenen Konzepten zusammenfassen. Wenn du dein Problem wie oben beschrieben aufgeteilt hast, kannst du diese verschiedenen Lösungen, wieder zusammensetzen. Also deine Lösungsansätze kombinieren und mehrere Konzepte erschaffen.

Und damit kommen wir in einen fließenden Übergang zu Phase 3: Entwurf

Verfeinere deine Konzepte. Ergänze Details. Bestimme die Größen und Anordnung der verschiedenen Teile. Skizziere deine Entwürfe.

Erst jetzt darfst und musst du deine Entwürfe bewerten. Welcher Entwurf hat potential in deiner Show. Welcher Entwurf löst dein Problem am besten? Sind alle deine zu Beginn definierten Anforderungen erfüllt? Was kann verbessert werden? Kann eine Idee von einem Entwurf bei einem anderen Entwurf ergänzt werden? Was denkt deine Familie, deine Freunde oder Zauber-Kollegen über deine Entwürfe? Welche Ideen solltest du noch mit einbringen? Was kannst du weglassen? Was ist überflüssig oder zu viel? Was ist Fehleranfällig?

Dein Entwurfs Favorit schafft es in die nächste Runde: Phase 4: Umsetzung

Setzte jetzt deinen Entwurf in die Realität um. Bringe deine Zeichnung auf dem Papier in das reale Leben. Je nachdem, wie dein Entwurf aussieht kannst du diesen mit etwas Werkzeug bei dir zu Hause fertigstellen, du musst vielleicht neue Gegenstände im Baumarkt kaufen, eine Werkstatt beauftragen oder einen bekannten nach Hilfe Fragen. Tue alles, was dich deiner Umsetzung näherbringt.

Bedenke, dass eine gute Entwicklung nicht immer viel Geld kosten muss. Oft kann man selbst mit geringem Aufwand zu einem erstaunlich guten Prototyp oder sogar einer endgültigen Lösung kommen.

Die viele Zeit und die schlaflosen Nächte haben sich jetzt für dich ausgezahlt. Vielleicht hast du ein neues Requisit erschaffen oder eine neue Show auf die Beine gestellt.

Selbstverständlich ist das oben genannte nicht 1 zu 1 auf jede Problematik der Zauberei anzuwenden, aber das Grundprinzip der 4 Phasen kann zielführend sein. Mit der Auseinandersetzung der Anforderungen ganz zu beginn, um zu bestimmen was man überhaupt erreichen will, welches Problem im Kern überhaupt vorliegt. Anschließend die Ideenfindung zu den Teil-Problemen und die Verbindung der verschiedenen Lösungsansätzen zu Konzepten, um diese im nächsten Schritt zu verfeinern und zu detaillieren. Nach dem man sich für den vergleichbar besten Entwurf entschieden hat, kann man diesen in die Realität umsetzen.

Ich hoffe mit dieser neuen Sichtweise konnte ich dich dazu Inspirieren etwas Neues zu erschaffen.

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