Desimo
„Wer über sich selbst lachen kann, kann auch gut mit dem Publikum zusammen lachen. Es ist daher sehr wichtig, dass man sich selbst und sein Tun auf der Bühne nicht zu ernst nimmt.“
Heute ist Desimo bei uns zu Gast. Detlef Simon macht Comedy-Zauberei, wurde hiermit Weltmeister der Zauberkunst, tritt zudem als Moderator auf und gastierte schon in diversen Fernsehproduktionen. Außerdem präsentiert er monatlich die Mix-Show „Spezial Club“ in Linden bei Hannover.
Aus dem Gespräch mit Desimo
Die Gagen für Zauberkünstler:
Zauberer bekommen Desimos Meinung nach viel zu früh viel zu viel Geld. Das hat teilweise dazu geführt, dass er an manchen Punkten gar nicht mehr so hart arbeiten musste. Dies musste er auf anderer Ebene wieder nachholen, was er aber für nicht den richtigen Weg hält. Seiner Meinung nach sind Zauberkünstler zu gut bezahlt für das, was sie wirklich können. Gerade am Anfang werden viele Sachen vorgeführt, die nicht wirklich gut sind. Trotzdem bekommt der Darbietende Geld dafür, was der Zauberkunst im Allgemeinen nicht gut tut. Seiner Meinung nach sollte man mehr auf offene Bühnen gehen und sich ausprobieren. Idealerweise probiert man auch Sachen aus, wo man sagt, dass es völlig schiefgehen kann. Hierdurch lernt man dann sich auszuprobieren und zu improvisieren.
Humor in der ZauberShow:
Die Leute, die zu Desimo in die Show kommen, sind hinterher glücklich über die Bandbreite, die sie erlebt haben. Aber wenn sie eine Zaubershow erwarten, müssen sie sich erstmal dran gewöhnen, dass da jemand unheimlich viel spricht. Wenn sie einen Stand-up Comedian erwarten, müssen sie sich erstmal dran gewöhnen, dass der eine Menge Requisiten mit auf der Bühne hat. Wenn sie einen Kabarettisten erwarten, müssen sie auch erstmal das Zaubern akzeptieren. Die Art der Präsentation wechselt bei Desimo im Laufe des Abends. Aber genau diese Mischung findet er so toll.
Es geht Desimo grundsätzlich darum, dass seine Zuschauer nicht einfach eine Show anschauen, sondern dass sie auch berührt werden.
Höre dir hier seine Folge an
Weitere Gedanken von Desimo
Umgang mit dem Publikum:
Desimo versucht, auf Augenhöhe mit seinem Publikum umzugehen. Sobald jemand aus dem Publikum irgendwann selbst anfängt Gags einzuwerfen, nimmt er diese sofort auf und lobt den Zuschauer. Seiner Erfahrung nach trauen sich danach immer mehr im Raum mit ihm zu interagieren, was die gesamte Show viel lebendiger werden lässt.
Desimo arbeitet auf der Bühne grundsätzlich lieber mit Zuschauerinnen, weil da meistens besser eine persönliche Ebene entsteht. Männer haben oft den Druck, herausfinden zu müssen, wie das Kunststück geht. Und sie wollen sich gut verkaufen und ihre Stärke auf der Bühne zeigen. Im Gegensatz dazu lassen sich Frauen viel lieber einfach drauf ein und wollen gemeinsam Spaß haben.
Wer über sich selbst lachen kann, kann auch gut mit dem Publikum zusammen lachen. Es ist daher sehr wichtig für ihn, dass er sich selbst und sein Tun auf der Bühne nicht zu ernst nimmt.
Desimo nennt sich keinen Wundermann, der ganz besondere Dinge kann, sondern er bezeichnet sich als Entertainer, der mit den Mitteln der Zauberkunst Menschen unterhält. Sein Ziel ist, die Zuschauer von der Frage nach der Tricktechnik in Richtung „ich hatte einfach viel Spaß und dann war es auch verblüffend; es ist mir aber auch egal, wie es funktioniert, weil ich kriege es sowieso nicht raus“ zu bringen.
Desimos Top 3
Ratschlag:
So früh wie möglich so viel wie möglich üben. Ich wundere mich heutzutage manchmal, dass ich jetzt noch etwas kann, was ich vor 20 Jahren mal gelernt habe. Diese Sachen kann ich ganz schnell wieder abrufen ohne ganz neu üben zu müssen. So intensiv und besessen wie möglich im Üben aufzugehen ist sehr wertvoll.
Buch, Webseite:
So viele Bücher wie möglich lesen. Die besten Ideen habe ich immer gehabt, wenn ich ohne Zeitdruck in Büchern gelesen habe. Es kombiniert sich etwas, z.B. eine Geschichte, die sich daraus ergibt.
„Die große Kartenschule“ von Roberto Giobbi muss aber jeder auf jeden Fall gelesen haben!
Schlusswort:
Zauberer, die Interesse daran haben ihre Kunst auf lange Dauer beruflich zu machen, sollten sich mit ihrem Qualitätsanspruch
auseinandersetzen. Man sollte dann außerdem wissen, mit wem man sich misst. Es sind nämlich nicht die anderen Zauberer, sondern vor allem die Comedians und Kabarettisten, die auf dem Markt sind. Theoretisch sogar alle, die auf den Kleinkunstbühnen unterwegs sind.